Freitag, 5. November 2010

Warum ich mir keine Sofia Coppola Bag kaufe...oder...What the fuck happened to Louis Vuitton ?


Diese Frage stellt sich mir spätestens seit meinem letzten Paris-Besuch ( die Sache was mit der Deutschen Bahn passiert ist, wo Saint-Avold ist und wie es sich anfühlt in der Gepäckablage des TGV zu reisen ignoriere ich dabei mal, das ist ein anderes Kapitel...).
Mission: eine seit Monaten überall ausverkaufte Neverfull MM für meine liebe Mama. Zwar auch in den Online-Shops aller Herren Länder nicht mehr verfügbar, aber es geht ja das Gerücht um, dass es bei Vuitton in Paris alles gibt.
Und was es da gibt...öhm ja...das muss man mal erlebt haben...auch wenn's eigentlich kein Mensch braucht...


13:15h Galeries Lafayettes...gänzlich unasiatisch betreten wir ( traurig aber wahr: auf den ersten Blick als potentielle Kunden/Käufer zu erkennen, immerhin habe ich mir gegen die Kälte den hässlichen, bunten, aber limitierten Leo-Schal um den Hals geschlungen und trage eine Tasche, die über den Preis der meisten Artikel von Vuitton mal müde lächelt ) den Store in Store durch den erstbesten Eingang. Unbeschäftigte Verkäufer, die offenbar Wert darauf legen, dass das auch so bleibt schicken uns in schlechtem Französisch und noch schlechterem Englisch von Hinz zu Kund statt mal eben selbst in der Schublade unter den Schals nachzusehen, ob sich da irgendwo noch ein grauer Leo versteckt...
Nachdem es dem dritten Verkäufer ( was soll eigentlich dieses alberne Tuch da über der Schulter? )dann mal einfällt, dass wir das Geschäft bitte wieder verlassen sollen und uns hinter die Asiaten stellen sollen um dann...vielleicht...erneut Einlass gewährt zu bekommen...vielen Dank auch!


Eigentlich würde solch ein Erlebnis mir persönlich ja schon reichen, aber da wir ja in beinahe unmöglicher Mission ( zwei ausverkaufte Teile ergattern ) und unter Strapazen ( denk' an den Bummelzug und das Gepäcknetz ) angereist sind, versuchen wir's eben ein paar Meter weiter bei Printemps.


Hier ist der Laden leerer...keine Schlange...trotzdem sehen wir uns vorsorglich um, ob wir auch wirklich, wirklich rein dürfen ( wir sind ja lernfähig )
Dürfen wir...aber viel mehr dürfen wir nicht...außer lernen, was schlechter Service ist...Dumm dass wir vorher bei Miu Miu waren und noch dümmer für Vuitton, dass wir verglichen haben...
Ein Zwerg pampt mich, als ich mich nach ungefähr drei Minuten und gefühlten hundert vergeblichen Versuchen der Kontaktaufnahme mit diversen Angestellten, mit der neuen Sofia Coppola Bag beschäftige, die mich eigentlich interessiert und die offen rumsteht, an, dass das Dekoration sei...ach...schön, dass ihr das hin bekommt...wenn ihr sonst schon nichts auf die Reihe kriegt...


Immerhin eilt nun eine Verkäuferin herbei...im Schlepptau eine Kollegin, die bei der Wahl zum "Mitarbeiter des Monats" in der Kategorie "Kompetenz" wohl eher einen der hinteren Plätze belegt hat, die sie gnädigerweise für uns abstellt. Die begrüßt uns mit auswendig gelernten Floskeln, dass man sich freue, dass wir hier sind und ob sie uns einen Katalog bringen soll...
Eine Antwort auf unsere Frage ( eigentlich wissen wir, was wir wollen ) erhalten wir eher schleppend...aber immerhin...nach gefühlten fünf weiteren Minuten, einem Blick auf handgeschriebene Anweisungen zur Bedienung des PCs und einem, in unseren Augen ziemlich privat aussehenden Gespräch darüber, wo man zu Mittag isst ( nur weil ich kein Französisch spreche heißt das noch lange nicht, dass ich auch keins verstehe...das ist bei mir so ähnlich wie bei euch mit dem Englisch...) dann die frohe Botschaft: Es gibt noch zwei Neverfulls in ganz Paris...und diese ausgerechnet im großen Touri-Bunker auf der Champs Élysées..da wollte ich eigentlich nicht hin...aber natürlich kann man sie mir weder herkommen noch reservieren lassen...


Also...ab auf die Champs...vielleicht macht der Arc de Triomphe wenigstens Paris-Feeling...


Im Stammhaus dann, wie erwartet, halb Asien, aber wenigstens ist der Doorman nett und es gibt auch ausnahmsweise mal keine Schlange.
Suchend bahnen wir uns den Weg durch die Menge, stellen uns brav in die nun doch vorhandene Schlange am Counter und...tatsächlich, da ist sie...und...ich kriege sie...die Neverfull für meine Mama...aus dem Regal zwar, aber bei einem weltweit ausverkauften Teil nehme ich das in Kauf...Ansehen darf ich sie nicht, ein Verkaufsgespräch ist unnötig, mein kurzes "I take it" wohl ausreichend. Knapp 500€ Umsatz in gefühlt 30 Sekunden. Dafür nette Worte oder gar ein Lächeln zu erwarten scheint zu viel verlangt. Stattdessen stehen wir fünf Minuten dämlich da ( Wieso braucht man länger, eine Tasche in eine Tüte zu packen als sie zu verkaufen?) und erhalten, trotz meines "It's a gift for my mum" weder einen Karton noch einen Anhänger. Stattdessen eine druckerverschmierte Rechnung, die mich als "Monsieur" ausweist. Vielen Dank auch! Da scheiß ich doch auf den niedlichen, kleinen Stempel, den sie hier im Haus exklusiv draufhauen...


Und ansonsten hoffe ich, dass euch eure Arroganz  irgendwann das Genick bricht. Denn so toll wie ihr glaubt ist euer Plastikscheiß, den ihr überteuert an die vornehmlich asiatische Kundin bringt, dann auch wieder nicht. 
In meinem Fall könnt ihr ihn sowieso schon lange behalten, denn die Zeit in der ihr am Kunden interessiert und zuvorkommend wart, scheint Lichtjahre her.


Ich jedenfalls werde mein Geld weiter zu Chloé tragen. Nein, nicht nach München...sondern nach Paris, London, Berlin, Stuttgart oder zu Net-a-Porter.
Weil ich finde, dass es nicht zu viel verlangt ist, dass für mehr als zwei Mille, die ich jetzt eben nicht in eine Sofia Coppola investiere ( hättet ihr mich die mal anfassen lassen, aber wer nicht will, der hat schon...) ein niedlicher schwuler Verkäufer um mich herumtänzelt, der meine Sprache nicht versteht, trotzdem nett ist, Arme voll von Python-Marcies heranschleppt und tut als würde er unter der Last zusammenbrechen, die einzig Wahre ( Ware ) aus dem Fenster holt und mir länger als zwei Minuten seine Aufmerksamkeit schenkt.


Was soll's...ihr findet sicherlich irgendwen, der dumm genug ist und sich das bieten lässt...ich tue es nicht...und Marcie in Python passt sowieso viel besser zu mir...

4 Kommentare:

  1. Ach wie schön - besser hätte ich unsere Abenteuerreise nicht beschreiben können ;-). Trotzdem: Mit Dir immer gerne wieder ;-)

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  2. *haha* gell, saint avold ist schon eine reise wert :-)
    abgesehen davon hätte ich euch in saint avold ja fast besuchen können...

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  3. Es macht Spass deinen blog zu lesen...Oft dachte ich, ja genau so!!!! Bleib weiterhin schön kritisch und warum bist du eigentlich professionell unter die schreibende Zunft gegangen??????

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  4. Wunderbarer Kommentar - sensationelle Erzählung! Du sprichst mir aus der Seele :-))))

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